Wolfhalden
Wolfhalden ist eine Gemeinde im Kanton Appenzell Ausserrhoden in der Schweiz. Die Gemeinde Wolfhalden befindet sich im Appenzeller Vorderland zwischen Heiden AR und Walzenhausen, 300 Meter über dem Bodensee. Der tiefste Punkt der Gemeinde ist die Tobelmüli auf 448 Meter, der höchste Punkt befindet sich hinter dem Guggenbühel an der Grenze zu Heiden auf 921 Meter. Die Gemeinde gliedert sich in verschiedene Weiler, welche teilweise weit auseinander liegen.
Geographie
Die Gemeinde Wolfhalden befindet sich im Appenzeller Vorderland zwischen Heiden AR und Walzenhausen, Vorlage:Höhe über dem Bodensee. Der tiefste Punkt der Gemeinde ist die Tobelmüli auf Vorlage:Höhe, der höchste Punkt befindet sich hinter dem Guggenbühl an der Grenze zu Heiden auf Vorlage:Höhe. Die Gemeinde gliedert sich in verschiedene Weiler, die teilweise weit auseinanderliegen. Das Gemeindegebiet trennt in der Mitte das markante Klusbachtobel.
Wolfhalden hat eine Gesamtfläche von 696 Hektaren. Davon sind 95 Hektaren bewohnte, 379 Hektaren landwirtschaftliche und 220 Hektaren bestockte Flächen, also Wälder und Gehölze. Die restlichen zwei Hektaren gelten als unproduktive Flächen.[1]
Ansicht von Wolfhalden mit Kirche, im Hintergrund der Bodensee, 1912
Historisches Luftbild aus 900 m von Walter Mittelholzer (1927)
Geschichte
Die Höfe Hasli und Sonder sind bereits 1225 bezeugt. Das Gebiet von Wolfhalden gehörte im 13. und 14. Jahrhundert zur Rhode Trogen und war mit dem restlichen Kurzenberg kirchgenössig zum bischöflich-konstanzischen Hof Thal und zur Vogtei Rheineck.[2] Im Alten Zürichkrieg kam es am 11. Juni 1445 zur Schlacht bei Wolfhalden, in der die Appenzeller Habsburg Österreich besiegten. In der Schilderung des Gefechts in der Chronik von Hans Fründ wurde der Ortsname Wolfhalden 1445 das erste Mal genannt. Es gibt aber keine Hinweise darauf, dass damals schon eine Siedlung bestand.[3]
Nach den Appenzellerkriegen von 1401 bis 1429 bildete Wolfhalden zusammen mit Lutzenberg und Heiden die Gemeinde Kurzenberg. Kirchlich zählte der Kurzenberg bis 1652 zur Pfarrei Thal (SG), mit der um 1529 der Übertritt zur Reformation vollzogen wurde. Weil den Kurzenbergern der Weg in die Kirche nach Thal zu lang war und sich die Reformierten in der paritätisch genutzten Kirche benachteiligt fühlten, beschloss man den Bau einer eigenen Kirche. Über den Standort entbrannte ein Streit mit Heiden. Der Grosse Rat gab 1651 dem Standort Heiden den Vorzug, gleichzeitig stiftete der wohlhabende Bürger Johannes Bänziger Geld für eine Kirche in Wolfhalden. Dies führte schliesslich dazu, dass 1652 im Abstand von nur einer Woche sowohl in Heiden als auch in Wolfhalden je ein Kirchenneubau eingeweiht wurde.[4]
1658 erhielt Wolfhalden das Recht, eigene Hauptleute und Räte zu wählen. Die Gemeinde wurde somit politisch selbständig. Die Aufteilung der gemeinsam genutzten Kurzenberger Allmend und damit die Festlegung der Gemeindegrenzen zwischen Heiden, Lutzenberg und Wolfhalden erfolgte erst 1771 bis 1772.[5]
18. Jahrhundert

In den Jahren 1770 und 1771 litt das Appenzellerland unter einer Hungersnot, die durch schlechte Ernten in den vorigen Jahren und hohe Lebensmittelpreise ausgelöst worden war. In Wolfhalden war die Not besonders schlimm. Das Verzeichnis der Geborenen und Verstorbenen verzeichnete im Jahr 1771 in Wolfhalden insgesamt 32 Geburten gegenüber 278 Todesfällen.[6]
Wolfhalden wies im 18. Jahrhundert sieben Kornmühlen sowie von 1784 bis 1843 eine Pulvermühle auf. Diese Pulvermühle war die einzige im ganzen Land. Sie produzierte Schiess- und Sprengpulver. Es wird vermutet, dass vorhin an dieser Stelle eine Salpetersiederei betrieben worden war. Die Anlage in Hinterlochen explodierte während ihres Bestehens neunmal. Nach der zweiten Explosion wehrten sich die Leute der Umgebung gegen den Wiederaufbau, weshalb der Besitzer Christian Tobler die neue Mühle etwas weiter aufwärts wieder aufbauen liess. Hans Konrad Tobler übernahm die Pulvermühle mit seiner Familie. 1842 explodierte die Mühle ein weiteres Mal, und sein Sohn kam dabei ums Leben. Ein Jahr später wiederholte sich das Unglück, diesmal starb jedoch Hans Konrad Tobler selbst, und die Mühle brannte komplett nieder.[7]
19. Jahrhundert
Eine weitere Hungersnot 1816 traf die Ostschweiz stark, darunter auch Wolfhalden.[8] Ein schlechter Sommer löste die Not aus, und viele Menschen starben. Zum Hunger kamen 1817 auch Seuchen und Krankheiten hinzu. Als die Armenkasse fast leer war, vermachte der Müllermeister Hans Heinrich Zürcher-Niederer der Gemeinde 1000 Gulden, woraufhin die Hungersnot stark nachliess.
1827 wurde das Gasthaus zum Friedberg erbaut. Zu Beginn diente es als Wohnhaus. 1836 wurde das Haus in eine Knabenerziehungsanstalt umgewandelt. Nach dem Tod des damaligen Besitzers kaufte der Arzt Karl Zürcher das Haus und wandelte es in das Kurhaus Friedberg um. Das Gasthaus war lange der einzige Ort in Wolfhalden, an dem Kurgäste unterkamen. Ab 1894 förderte dann ein neu gegründeter Kurverein den Fremdenverkehr, zahlreiche Wirtschaften und Pensionen empfingen Gäste. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 setzte dem Tourismus ein vorläufiges Ende.[7]
Der Bau der Mittellandstrasse in den Jahren 1856 bis 1859 von Teufen über Trogen, Wald, Heiden und Wolfhalden nach Rheineck führte dazu, dass sich der bisherige lockere Weiler um die Kirche Wolfhalden mehr und mehr zu einem Strassendorf entwickelte. Für die Mittellandstrasse wurde die gedeckte Holzbrücke von 1666 über den Klusbach durch eine massive Steinbrücke ersetzt. Sie wurde vom Baumeister Johann Konrad Bischofberger aus Heiden gebaut und zählte damals zu den grössten Kunstbauten der Gegend. Mit der neuen Strasse erlebte Wolfhalden einen Wirtschaftsaufschwung: So wurde u. a. eine Sparkasse gegründet, die Lesegesellschaft Dorf ins Leben gerufen, ein neues Dorfschulhaus mit Post erbaut und die Kirche mit einer Orgel ausgestattet. Ein wichtiger Treiber dieses Wohlstands war die Textilindustrie.[7]
20. Jahrhundert
1903 gab es in Ausserrhoden erst fünf Autos. Dennoch bildete sich in Heiden ein Komitee, das Autokurse auf der Strecke Rheineck–Wolfhalden–Heiden–Trogen einführen wollte.[9] Ab 1906 verkehrten anstelle der alten Postkutsche regelmässige Omnibusse von Heiden nach Rheineck. Da die Mittellandstrasse von den gekerbten Eisenrändern arg in Mitleidenschaft gezogen wurde, musste man 1912 in Vollgummireifen investieren. Auch ein Sprengwagen musste angeschafft werden, um der enormen Staubentwicklung zu begegnen.[7]

Wolfhalden liegt an einem Abhang in der nordöstlichen Ecke der Schweiz, mit Blick auf den Bodensee, Deutschland und Vorarlberg. Das war in den beiden Weltkriegen eine Gefahr. Bereits im Ersten Weltkrieg wurden Bürgerwehren aufgebaut und die Feuerwehr verstärkt. Die Kriegszeit war zudem krisenhaft, weil Familien von Wehrmännern ohne Versorgung dastanden, weil es an Lebensmitteln mangelte, Inflation herrschte und die Stickerei im Niedergang war. Die Seidenweber hatten zwar noch Arbeit, wurden aber schlecht bezahlt. 1918 wütete auch noch die Spanische Grippe. Die Armenpflege im Bürgerheim kostete Unsummen, für einen geplanten Erweiterungsbau fehlten die Mittel.[7] Im Zweiten Weltkrieg war Besitzern von mehr als 20 Aren Land das Pflanzen von Kartoffeln oder Getreide vorgeschrieben. Von Wolfhalden aus waren die Bombardierungen der deutschen Bodenseestädte zu beobachten. Umso mehr war die Friedensfeier vom 8. Mai 1945 eine grosse Erleichterung.[7]
In der Nachkriegszeit wurde die Heimweberei in den Bauernbetrieben immer mehr abgelöst von Fabriken. Die Gemeinde Wolfhalden förderte diese Industrialisierung, es entstanden Fabrikbauten in Zentrumslagen.[7] Die Mechanisierung der Landwirtschaft ermöglichte grössere Betriebe, viele Kleinlandwirte gaben auf. Die Motorisierung führte auch dazu, dass Wolfhalden zu einer Wohngemeinde wurde für Menschen mit auswärtigem Arbeitsplatz. Zur Wohnbauförderung wurde 1966 die Genossenschaft Pro Wolfhalden gegründet. Als diese für eine Überbauung das Gasthaus Gemsli in der Zelg abbrechen wollte, schritt der Heimatschutz ein. In der Folge erhielt Wolfhalden erstmals eine Ortsplanung, die die Bautätigkeit regelt.[7]
Trotzdem sorgte ein Bauprojekt 2002 noch einmal für internationale Aufmerksamkeit für Wolfhalden: Der Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher wollte sich im Guggenbühl niederlassen und dort eine Villa mit Schwimmbad und Pferdezucht erstellen. Das Projekt spaltete das Dorf: Die einen freuten sich auf den prominenten Zuzüger, die anderen lehnten die bevorzugte Behandlung ab. Die Stiftung Landschaftsschutz, Pro Natura und private Personen erhoben Einsprache. Das Bundesamt für Raumentwicklung stellte fest, dass eine Bewilligung für das Projekt in der Landwirtschaftszone aussichtslos sei. Darauf zog Michael Schumacher sich zurück.[10]
Wirtschaft
Ackerbau, Viehwirtschaft, Weinbau und Textilgewerbe waren von der Gründung der Gemeinde an die Haupterwerbszweige. Acker- und Weinbau verschwanden nach 1945. Die Bedeutung der Viehzucht zeigt sich an den diversen landwirtschaftlichen Organisationen: Schon 1861 wurde die Viehversicherungsgesellschaft gegründet, 1898 der Landwirtschaftliche Verein. 1905 kaufte die Alp- und Landwirtschaftliche Genossenschaft die Schüssenalp oberhalb von Urnäsch, um das Vieh zu sömmern.[11] Seit 1907 besteht ebenfalls eine Viehzuchtgemeinschaft.[12]
Gemeindeangebote
- Gemeindegedächtnis Wolfhalden
- Nachrufe Wolfhalden
- Tourismus Wolfhalden
- Gastronomie Wolfhalden
- Veranstaltungen Wolfhalden
- Politik Wolfhalden
- Bürgerhaushalt Wolfhalden
- Verwaltung Wolfhalden
Literatur
- Paul Lutz u. a.: Aus der Geschichte von Wolfhalden 1652–1952: Festschrift zum 300-jährigen Bestehen der Gemeinde. Buchdruckerei R. Weber, Heiden, 1952.
- Ernst Züst: Wolfhalden: Gemeindegeschichte. Eigenverlag der Gemeinde, Wolfhalden 1997, ISBN 3-85882-204-3.
- Vorlage:HLS
- Eugen Steinmann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Ausserrhoden, Band 3: Der Bezirk Vorderland Birkhäuser, Basel 1981, ISBN 3-7643-1251-3, (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Band 72), S. 219–276. (Digitalisat)
- Benno Gämperle: Gemeindeporträt Wolfhalden. In: Appenzeller Zeitung vom 14. November 2009, Jg. 182, Nr. 266. S. 47–49.
Quellen und Verweise
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zu Wolfhalden
- Wikimedia Commons zu Wolfhalden
- Gemeindeportal Wolfhalden.ch
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel „Wolfhalden“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz CC-BY-SA 3.0.
- ↑ Appenzell Ausserrhoden (Hrsg.): Daten und Fakten AR2022
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